SPD-Politiker findet, Friedrich Merz sollte mehr Haftbefehl hören

Juso-Chef empfiehlt Merz Haftbefehl

Im Gespräch mit dem Focus hat Juso-Chef Philipp Türmer eine klare Musikempfehlung für Friedrich Merz ausgesprochen - und die Begründung gleich mitgeliefert. Er ist überzeugt, dass Haftbefehls Texte einen Zugang zu Realitäten eröffnen, die vielen Entscheidungsträgern häufig verborgen bleiben.

Wörtlich sagt Türmer: „Ich finde, auch Friedrich Merz sollte ein bisschen mehr Haftbefehl hören. Die Texte können nämlich nicht nur Schülerinnen und Schülern dabei helfen, mehr Verständnis für die Lebensrealitäten in diesem Land zu entwickeln.“

Aus Türmers Sicht greift die Wirkung der Songs weit über die Schulklasse hinaus: „Da können auch Politiker was lernen.“ Konkrete Anknüpfungspunkte sieht er in Tracks wie „Azzlack Stereotyp“, die Milieus, Sprache und Erfahrungen einfangen, mit denen Haftbefehl groß geworden ist. Für den Juso-Chef ist das keine Stilfrage, sondern ein Blick in Lebenswelten, die politische Entscheidungen betreffen.

Die Debatte bekommt zusätzlichen Schub durch die Netflix-Doku „Babo – Die Haftbefehl-Story“, die Ende Oktober erschienen ist. Im Fahrwasser der Doku forderten Offenbacher Schülerinnen und Schüler, die Musik und Biografie des Rappers im Unterricht zu behandeln. Genau dort setzt Türmer mit seiner Empfehlung an - als Einladung, Rap als Lernstoff ernst zu nehmen.

Kritik an Hessen: Absage an Haftbefehl im Unterricht sorgt für Wirbel

Parallel zur Debatte erklärte das hessische Kultusministerium, dass Haftbefehl weder inhaltlich noch als Person mit dem Bildungs- und Erziehungsauftrag vereinbar sei und bewertete seine Vorbildfunktion als unzureichend. Für Türmer ist diese Begründung ein falsches Signal. Er übersetzt die Haltung scharf: „Man könnte dieses Statement des Kultusministeriums auch so übersetzen: Die Armut und die sozialen Probleme, die in Teilen dieser Gesellschaft existieren, die ekeln uns zu sehr an.“

Türmer betont, Haftbefehl beschreibe „eine Lebensrealität von so vielen“ und glorifiziere sie nicht. Wer verstehen will, müsse sich ernsthaft damit auseinandersetzen - ob in Politik, Schule oder Öffentlichkeit. Genau darin sieht er den Wert, den Rap für politische Bildung und gesellschaftliche Debatten leisten kann.

Einen Seitenhieb verteilt der Juso-Chef in Richtung Junge Union. Auf die Frage, ob JU-Mitglieder Haftbefehl hören, antwortet er: „Doch mit Sicherheit. Wahrscheinlich fühlen sie sich dann dabei krass und denken, das wäre ausgedacht.“ Die Kontroverse zeigt: Rap bleibt ein Seismograf - und ein Prüfstein dafür, wie ernst Politik soziale Realitäten nimmt.

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