Raf Camora teilt gegen die aktuelle TikTok-Musikindustrie aus
(Credits: Pascal Kerouche / CC BY-SA 4.0)
RAF Camora rechnet mit TikTok-getriebenem Musik-Business ab
In einem seltenen Interview im Beyond Business Cast hat RAF Camora scharfe Kritik an der aktuellen Musikindustrie geäußert. Der Wiener beschreibt, wie A&Rs heute agieren, sobald ein kurzer Hype entsteht - und wie dadurch echte Künstlerentwicklung auf der Strecke bleibt. Früher seien Talente sorgfältiger ausgewählt worden, heute dominierten kurzfristige Trends und Wetten auf virale Momente.
Besonders Social Media habe die Dynamik verschoben. Sobald „ein Ding bei TikTok poppt“, würden Labels laut RAF blitzschnell reagieren. Sein Fazit: Die Branche gleiche hektischen Börsianern, die möglichst früh auf potenzielle Hits setzen, anstatt langfristig an Künstlern zu arbeiten.
Diesen Mechanismus bringt RAF auf den Punkt: „Du musst einfach alles wegsignen, damit du den, der den potenziellen TikTok-Hit hat – vielleicht in sechs Monaten oder in einem Jahr – jetzt schon gesignt hast.“ Das mache es „wahnsinnig schwierig“, echte Talente zu entdecken und nachhaltig zu fördern. In der Konsequenz würden viele Deals auf Strohfeuer setzen, die sich kaum in stabile Karrieren übersetzen.
Fehlende Fanbases und der Preis der Schnelllebigkeit
Laut RAF werden Newcomer durch diese Entwicklung besonders verwundbar. Ein viraler Moment reiche nicht, wenn dahinter keine echte Hörerschaft steht. Die Hypes von TikTok ließen sich immer seltener in Streams auf Spotify und Co. übertragen - ein Indiz dafür, dass Reichweite nicht automatisch Bindung bedeutet.
Für den 41-Jährigen ist klar: Ohne Community keine Sicherheit. „Du kannst niemanden zwingen, deine Musik zu hören“, warnt RAF und betont, wie schnell Karrieren heutzutage enden können. Künstler müssten daher wieder stärker auf organischen Aufbau setzen, statt nur auf Trends zu schielen.
Sein eigenes Beispiel zeigt, worauf es ankommt: „Ich habe wirklich Fans. Die hören meine Musik, weil sie die Art mögen, wie ich rappe auf den Beats […] Die sind da, die gibt es. Die kaufen meine Boxen. Wenn ein Lied rauskommt, freuen die sich auf dieses Lied.“ Genau diese Fankultur sei der Unterschied zwischen kurzlebigem Hype und einer Karriere, die auch jenseits von Algorithmen trägt.