Schülerrat in Offenbach fordert, das Leben von Haftbefehl zu unterrichten

Offenbacher Schülerrat fordert Unterricht zu Haftbefehl

Der Stadtschülerrat in Offenbach hat eine klare Forderung formuliert: Die Biografie von Haftbefehl soll im Unterricht behandelt werden. In einer Stellungnahme heißt es: „Haftbefehl gehört in die Schulen!“ Gemeint ist keine Verherrlichung, sondern ein zeitgemäßer Zugang zu Themen, die Jugendliche direkt betreffen: Sucht, Armut, familiäre Brüche und Perspektivlosigkeit.

Auslöser der Debatte ist die Netflix-Dokumentation „Babo - Die Haftbefehl-Story“. Der Film zeigt den Offenbacher Rapper Aykut Anhan in seinem tiefsten Absturz, seine Kokainsucht, Nahtoderfahrungen und den langen Weg durch Entzug und Rückfälle. Szenen wie blutige Taschentücher vor Auftritten oder Reanimation nach einer Überdosis werden ungeschönt dargestellt.

Der Schülerrat verweist auf den pädagogischen Wert der Biografie. Gefordert wird „eine bewusste Auseinandersetzung“ mit Musik, Texten und Lebensrealität. Diese Herangehensweise verbindet Popkultur, Medienkompetenz und Sozialkunde. So können Lehrkräfte mit einem realen Beispiel arbeiten, das in Klassenräumen ohnehin diskutiert wird.

Lehrstück über Sucht, Herkunft und Verantwortung

Haftbefehls Geschichte ist eng mit Offenbach verknüpft: Aufwachsen im Hochhaus, Abende am Marktplatz, Nähe zu Drogen und Kriminalität. Der frühe Verlust des Vaters, Spielsucht im Elternhaus und finanzielle Not sind prägende Eckpunkte. Eine Zeile, die vielen im Ohr bleibt, lautet: „Der Flavor war halt anders bei uns!“

Der Film blendet Glanz aus und zeigt Selbstzerstörung. Haftbefehl selbst spricht über seinen Zustand, zeigt auf ein Bild und sagt: „Das ist der Dreck.“ Diese Offenheit bietet Anknüpfungspunkte für Prävention: Was macht Sucht mit Körper, Psyche und Umfeld? Welche Hilfsangebote brauchen Jugendliche wirklich?

Für Schulen ergibt sich ein konkreter Ansatz: Unterrichtseinheiten zu Ursachen von Abhängigkeit, Wirkung von Sprache im Rap, Medienanalyse der Doku und Reflexion über Verantwortung im öffentlichen Leben. In unseren jüngsten Berichten wurde bereits deutlich, wie tief die gesundheitlichen Folgen gingen und wie stark sein Umfeld litt. Die Forderung aus Offenbach will diesen Diskurs strukturieren und ins Klassenzimmer holen. So entsteht aus einer prominenten Biografie ein Lehrstück, das reale Risiken benennt und Schutzfaktoren stärkt.

Hier seht ihr die Pressemitteilung:

Via Stadtschülerrat Offenbar
Via Stadtschülerrat Offenbar