So hält man die Crowd bei Laune
Man muss nicht gesigned sein, um sich eine fette Fanbase zu erarbeiten. Das geht mittlerweile, vor allem dank Digitalisierung, auch auf einem niedrigeren Level. Allerdings gelten auch auf der Ebene bereits massig viele Regeln, die man sonst nur bei den Großen im Business vermuten würde.
Namentlich ist damit gemeint, dass man seinen Fans mehr geben sollte als bloß Tracks – und damit sind nicht Aktionen wie die von Tyga neulich gemeint. Doch stellt sich natürlich die Frage, wie man das anstellen sollte, wenn Rappen für einen selbst kaum irgendwelche nennenswerte Gewinne abwirft. Wir zeigen es euch.
1. Sei medial unterwegs
Ein paar Videos auf YouTube und du glaubst, das reicht? Fehlanzeige. Wir haben nicht mehr 2009. Dazu musst du verstehen, dass selbst im Rap-Game Fans ganz ähnlich ticken wie in jeder anderen Musiksparte.
Die möchten „ihren“ Star nicht nur sehen, die wollen sich am Puls seines Lebens fühlen – zumindest ein bisschen, wir sind ja hier nicht bei Boygroups. Das bedeutet, du musst in die Palette der Social-Media-Portale einsteigen.
- Facebook ist Pflichtprogramm. Egal wie massenmedial es ist, es ist und bleibt die wichtigste Social-Seite
- Instagram. Nein, du willst kein Influencer sein und kein Food-Blogger. Aber die Seite ist perfekt, um die Crowd mit Info-Häppchen zu versorgen
- Indiepedia. Um auf die wesentlich bekanntere Wikipedia zu kommen, musst du Relevanzschwellen überschreiten. Bei Indiepedia hingegen hast du bessere Chancen.
- Spotify. Deine Musik muss gehört werden und Spotify ist für weltweit Millionen von Menschen the way to go.
Des Weiteren solltest du auch auf Rap-Foren aktiv sein – also nicht nur einen Account haben, sondern echt mitmachen. Mzee.com ist nach wie vor Pflicht, ansonsten bei den Kollegen von raptalk.org vorbeischauen oder auch rappers.in.
2. Hau Merchandise raus
Ob Bushido, Farid Bang oder irgendein anderer bekannter Rapper: Was steht wirklich bei jedem Konzert irgendwo herum und wird von der Crowd belagert? Ganz genau, der Merchandise-Stand. Du glaubst, das wäre nur was für größere Leute? Ganz falsch.
Zum einen musst du bedenken, dass bedruckte Merchandising-Artikel heute kein Ding mehr sind, in das man tausende Euros versenken muss. Das geht viel günstiger. Zum anderen solltest du dich selbst mal was fragen: Warum setzen so viele Musiker generell auf Merchandise?
Weil es Werbung ist, die für sie nicht nur nominell kostenlos ist, sondern auch noch einen Fame-plus-Money-Doppelgewinn einbringt. Du musst ja nicht gleich zwei dutzend verschiedene Artikelvarianten anbieten. T-Shirts, Umhängetaschen, Caps reichen völlig. Denk dran, dass du online die Sachen nicht nur promotest, sondern eine Kaufmöglichkeit schaffst.
3. Pflaster die Stadt mit Stickern
Du kommst aus der Großstadt? Dann schau dich mal um: Sticker wohin du blickst. An jedem Verkehrsschild, jeder Ampel, überall wo man es sich nur denken kann.
An diesem Punkt musst du verstehen, dass du dafür sorgen möchtest, dass dein Name vor allem in deiner Heimat omnipräsent soll – think global, act local.
Lass dir Sticker machen. Die müssen nicht teuer und auch nicht groß sein. Checkkartenformat reicht völlig. Achte nur darauf, dass sie wetterfest sind. Was kommt drauf? Irgendein cooles Bild von dir (siehe letztes Kapitel) und der Name. Und dann geht es los:
- Hau die Sticker in deinem Kiez auf öffentliche Dinge
- Geselle sie in Clubs zur Riege der bereits vorhandene Sticker
- Lege sie in Plattenläden, Jugendzentren usw. aus
- Pack zu jeder Merchandise-Bestellung welche dazu
Du siehst die Verbindung noch nicht? Dann frag dich mal, wie du dich fühlen würdest, wenn du auf der Heckscheibe irgendeines Autos deinen Sticker entdecken würdest. Es fühlt sich verdammt gut an.
Übrigens: Was für Sticker gilt, gilt in gleicher Weise auch für Flyer. Wenn du einen Auftritt planst, sind die absolute Pflicht.
4. Disse dosiert
Dissen ist Rap, Rap ist Dissen. Nicht umsonst haben wir eine eigene Kategorie, die sich nur mit dieser ganz speziellen Form der kontrollierten Eskalation auseinandersetzt.
Nein, damit möchten wir dich nicht auffordern, unnötig Beef anzufangen. Das wäre zwar wirksam, um bekannter zu werden, aber ziemlich überflüssig. Nein, um richtig dissen zu können, musst du dosiert vorgehen.
Zum Beispiel solltest du nicht mit der Tür ins Haus fallen und irgendeinen mega-bekannten Rapper aus heiterem Himmel Als HuSo bezeichnen. Auf die Crowd wirkt sowas so, als würde ein Dackel einen Mastiff anbellen.
Wenn dissen, dann auf deinem Level. Und sorg dafür, dass du auf irgendwen und irgendwas zielst, das wirklich kontrovers ist. Denn nur so steigerst du deine Chancen, dass nicht nur der Diss selbst dir Fame bringt, sondern auch diskutiert wird.
Übrigens raten wir auch dazu, die etwas aus der Mode gekommene Kunst des Freestylens für dich zu entfachen. Nichts ist ein krasserer Diss, als wenn du erst etwas raushaust und dann deinen Gegner zum Battle aufforderst und ihm dort vor versammelter Mannschaft die Hosen runterziehst.
5. Lass dich ablichten
Schon klar, wir leben in einer Zeit, in der man zum Instagram-Megastar werden kann, ohne auch nur einmal in die Linse eines professionellen Fotografen geblickt zu haben.
Aber das hier ist das Musikbizz. Schon für die Sticker/Flyer benötigst du „anständige“ Fotos von dir. Und selbstverständlich auch, um deine Social-Accounts zu versorgen. Und das geht nun mal nach wie vor am allerbesten, wenn du dir einen Fotografen suchst.
Wichtig 1: Es sollte ein Profi sein, kein Nebenerwerbs-Kamerabesitzer. Wichtig 2: Er sollte schon mal Musiker fotografiert haben und am besten selbst in der Rap-Szene verwurzelt sein. Denn du möchtest, dass er Kreativität ins Spiel bringt. Du per Selfie vor irgendeinem Tag an der Wand ist Low-Level. Ein richtiger Fotograf hingegen beherrscht nicht nur die Technik, sondern hat auch ein Auge für das, was wirklich gut wirkt – viel besser als das, was man als Rookie haben könnte.
Ganz wichtig: Lies dich ein bisschen in das große Bildrechtsthema ein. Mittlerweile ist das sowas von kompliziert, dass du dir mit Pech ziemlich leicht unnötigen Ärger einhandeln kannst.
Bildquellen:
1) unsplash.com © Joef Muniz
2) unsplash.com © Jan Střecha
3) unsplash.com © Jan Střecha