Rapper, die in Rauch aufgehen – Von Zigaretten, Shishas, Dampf und Blüten
Rauchgenuss in jeglicher Form ist ein nicht abzustreitender Bestandteil des deutschen Raps. Ob Zigarette und E-Zigarette, Shisha oder auch die gute alte Sportzigarette – alle Rauchformen finden sich in Aussagen von Rappern, Texten oder in Bildform im Kontext von Interviews, Instagram-Posts oder Musikvideos wieder.
Wir wollen den Rauchgenuss weder lobpreisen, noch ihn verurteilen; jeder, der alt genug ist, sollte auch selbst entscheiden dürfen, was er konsumiert. Stattdessen wollen wir uns einfach mal einen Überblick verschaffen: Welche deutschen Rapper rauchen und welche Art des Rauchgenusses haben sie für sich gewählt? Wie ist die Einstellung zum eigenen Rauchverhalten? Und wird das Rauchen vielleicht auch in der Kunst, also in den eigenen Texten thematisiert und reflektiert?
Zigaretten rauchen – Nur zur Coolness?
Rapper mögen teilweise zu den berühmtesten Musikern und Persönlichkeiten der deutschen Öffentlichkeit gehören, am Ende des Tages sind sie aber auch nur Menschen. Aus diesem Grund machen auch sie Dinge, die vielleicht nicht gerade gesund sind. Dazu gehört auch die Angewohnheit, Zigaretten zu rauchen. Die Gründe dafür sind, wie bei den meisten Rauchern, nicht eindeutig festzumachen.
Warum fängt man an zu rauchen? Leicht kommt man beim Gedanken an die Jugend einiger Rapper ins Klischeedenken: Man stellt sich einen jungen Sido in seinem Block vor, wie er dazugehören und cool sein will. Er sieht, wie die coolen Kids rauchen, die sich das Rauchen wiederum bei den Älteren abgeschaut haben. Schon ist es passiert, die ersten Züge sind genommen, bald die erste eigene Schachtel Zigaretten erstanden und Sido wird zum Raucher.
Zugegeben, das ist sehr einfach gedacht und überspitzt. Bei vielen Rappern und Nicht-Rappern läuft es aber nun einmal so ab. Die Gründe dafür liegen bei jedem selbst und sind vielfältig. Sei es nun Gruppenzwang, das Bedürfnis, cool zu sein oder einfach ein Genussempfinden, beim Konsum bestimmter Dinge – wir wollen darüber nicht urteilen.
Aber schweifen wir nicht zu weit ab. Sido also gehört schon einmal zu den Rappern, die sich zum Rauchen bekennen. Unlängst rauchte er zusammen mit Kurt Krömer in dessen neuster Show „Chez Krömer“ eine Zigarette (zu sehen im Video ab Minute 24:45). Das Rauchen groß thematisieren muss oder will Sido aber nicht unbedingt. Im Gegensatz zu anderen deutschen Rappern.
Rauchen als Thema im Raptext
Während Rapper, wie Kollegah und Farid Bang, aber beispielsweise auch Kontra K eher dazu tendieren, Fitnessrap zu betreiben und die körperliche Ertüchtigung zu propagieren, hat Rin sich dazu entschieden, dem Zigarettenrauchen eigene Textzeilen zu widmen.
Im ersten Part des Tracks „Bass“ bekundet Rin seine Liebe zur Zigarette folgendermaßen:
„Doch kauf‘ mir Secondhand-Mantel Helmut Lang (ich liebe Kippen)
Ich will Bass (ich liebe Kippen), sie will Bass (ich liebe Kippen)“
Damit nicht genug. Sogar ein eigens zum Thema Rauchen komponierter Track von Rin existiert. Es handelt sich dabei zwar um keinen offiziellen Song, aber einen von Produzent Morten durch über Lyrics von Rin gelegten Beat produzierten Kurz-Track.
Hintergrund war das Tragen eines Marlboro-Shirts von Marvin Game, der sich sonst eigentlich gegen das Rauchen und lediglich fürs Kiffen stark macht. Das erste Mal präsentiert wurde der Track dann bei Rins Besuch in Marvin Games berühmtberüchtigter Hotbox in der sich Rapper regelmäßig treffen, um grüne Blüten zu rauchen. Rin verzichtete auf die Blüten und griff zu seinen geliebten Zigaretten. So begann das Gespräch mit Marvin, nachdem Rin sich seine Kippe anzündete, auch folgendermaßen:
Rin: „Ich bin Deutschraps Helmut Schmidt.“
Marvin: „Du bist einer der Menschen, bei denen es toleriert werden kann, weil es Dir steht.“
Rin: „Bruder, ich glaube es steht mir auch, weil ich es liebe. […] Bruder, ich liebe es mehr, als alles andere.“
Im Text zu „Marlboro Shirt“ heißt es dementsprechend dann auch:
„Rapp‘ jetzt einen ganzen Song über Zigaretten für Marvin
Mach‘ jetzt ein’n ganzen Song
Für meine Lieblinge, Lieblinge […]
Denn ich rauch‘ so viel, denn ich rauch‘ so viel
Ich rauch‘ so viel, dass Marvin es anpisst“
Der Wechsel zum gesünderen Dampf
Rin ist ein Beispiel für die Rapper, die das Rauchen einfach genießen oder sogar so sehr lieben, dass sie diese Liebe thematisieren. Andere deutsche Rapper wiederum scheinen dem eigenen Zigarettenkonsum nicht mehr ganz so unkritisch gegenüberzustehen.
Haftbefehl beispielsweise, so berichtete die „Vice“ rauche seit 20 Jahren und müsse also mit 13 angefangen haben. Da er mit den Auswirkungen des Rauchkonsums auf seine Zähne unzufrieden wäre, gebe er zwar nicht das Rauchen auf, lasse sich aber die Zähne wieder weißer bleechen.
Andere Rapper, wie Capital Bra, hingegen, versuchten bereits tatsächlich mit dem Rauchen aufzuhören. So wettete Capi 2018 sogar mit Kollege Ufo361, um 500€, dass er es schaffe, die nächsten fünf Monate rauchfrei zu sein. Capi allerdings verlor die Wette, denn griff bereits innerhalb von 30 Stunden wieder zur ersten Kippe.
Eine Alternative – eventuell um vom Rauchen wegzukommen oder die Lunge zumindest weniger stark zu belasten – ist für einige Rapper auch die E-Zigarette. Der aktuelle Stand der Studien weist klar in Richtung: E-Zigaretten sind gesundheitlich weniger bedenklich, als Tabakzigaretten. Dr. Jacob George von der Universitätsklinik Dundee in Schottland erklärt: „Es ist wichtig, zu betonen, dass E-Zigaretten nicht ungefährlich sind. Unseren Studiendaten zufolge sind sie jedoch weniger gefährlich als Tabakzigaretten in Bezug auf die vaskuläre Gesundheit.“ Mit dem Wechsel von herkömmlichen Zigaretten zur E-Zigarette lassen sich außerdem sogar auch noch Berliner Hersteller unterstützen – für die vielen Berliner Rapper sicherlich ein zusätzliches Argument.
Nicht nur Deutschraplegenden wie Azad, Bass Sultan Hengzt oder die 187er, die alle sogar ihre eigenen E-Liquids vertreiben, sondern auch Newcomer Mero übrigens dampft gerne mal E-Zigarette. Loredana nahm 2019 ein Video auf, indem er am Tisch mit E-Zigarette zu sehen war. Bislang war nicht bekannt gewesen, dass auch Mero zu den Dampfern der Deutschrapszene gehört.
Shisha als Teil der Rapkultur
Mehr noch als die Zigaretten scheint für viele deutsche Rapper die Shisha Teil der hiesigen Rapkultur zu sein. Auch hier haben Szenegrößen ihre Finger im Marktsortiment. Etliche Namen vertreiben ihre eigenen Shisha-Tabaksorten und rühren dafür immer wieder in den sozialen Medien oder Musikvideos die Werbetrommel. Zu nennen sind hier Namen, wie
Haftbefehl, so war es in diversen regionalen Nachrichtenmagazinen zu lesen, feierte seinen 34. Geburtstag sogar in einer Shisha-Bar in Worms. Wer sich in Videoform davon überzeugen möchte, schaut sich einfach den Post der Shishalounge auf deren Instagram-Profil an. Als Gäste mit am Start waren übrigens unter anderem auch Überflieger Apache 207 sowie Zuna, Azet und Capo.
Grüne Blüten im Deutschrap – An der Grenze zur Illegalität
Natürlich kommen wir auch um dieses letzte Thema nicht drumherum. Was wäre der Rap schließlich ohne grüne Blüten?
Nennen wir sie doch gleich einmal beim Namen, die Rapper, die sich eventuell sogar unter „Weed Rapper“ subsumieren lassen, weil sie vornehmlich über dieses eine Thema rappen. Oder die zumindest eine Zeit lang einen eindeutigen Fokus darauf gelegt haben. Uns fallen da ein:
Doch natürlich auch Sido und Harris, Ufo361, B-Tight, Azad, Alligatoah, KIZ, Manuellsen, die 257ers, Genetikk, die 187ers, Juju und Nura und etliche andere deutsche Rapperinnen und Rapper besingen immer wieder mal das grüne Pflänzchen oder erwähnen ihren ehemaligen oder aktuellen Konsum. Marvin Games Hotbox haben wir ja bereits erwähnt. Seien es Marvin als Rapper selbst oder auch Gäste, wie PA Sports, Sierra Kid, DCVDNS oder Edo Saiya – sie und einige andere haben sich im geparkten und verqualmten Auto ebenfalls der Öffentlichkeit als bekennende Cannabisgenießer gezeigt.
Solange THC-haltige Produkte noch illegal sind, vertreiben einige Deutschrapper sogar auch ihre eigenen CBD-Produkte. Herzog, Plusmacher oder auch PA Sports haben ihre Sorten oder Produkte bereits auf dem Markt. Wir sind gespannt, was man in Zukunft noch so rund ums Rauchen und die eigenen Geschäfte der tüchtigen Deutschrapper erwarten kann!